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Messe

für großes Orchester
large orchestra
Edition: Performance material

Product Details

Description

Mein Interesse für geistliche Themen war zunächst vor allem literarischer und musikalischer Natur. Bei der Arbeit an meinem V. Streichquartett VERSUCH ÜBER DIE FUGE mit Sopran stieß ich auf den Bibeltext 'Vanitas Vanitatum’ des Predigers Salomo. Der lateinische Vulgata-Text erschütterte mich in seiner Skepsis und abgründigen Schönheit und forderte mich zu strengen musikalischen Formen heraus. Techniken, denen ich bisher oft aus dem Weg gegangen war, bestimmten plötzlich das gesamte Satzbild: Hoquetus-Techniken, kontrapunktische Strukturen aller Arten, Kanons, Spiegelkanons etc.

Analog dazu verlief auch die Entwicklung meiner Orchestermusik in dieser Zeit. Das instrumentale Singen ist das Thema meiner zwei vorangegangenen Orchesterstücke LIED und CHOR. Kein Sänger und kein Chor treten dort auf; das Orchester selbst singt, rezitiert und deklamiert.

So auch in der Messe. Die Musiker selbst sind die Protagonisten: Soli, Chor und Orchester in einem. In der Monodia des Kyrie gibt es beispielsweise einen Wechselgesang zwischen Chor und Orgel, ohne dass eine Orgel oder ein Chor beteiligt wären. An zentralen liturgischen Stellen, etwa zu Beginn des Kyrie und des Gloria, erscheint das Notenbild wie eine riesenhafte Chorpartitur; jeder Musiker 'singt’ auf seinem Instrument den jeweiligen Messetext.

Die Musikgeschichte kennt alle möglichen Messevertonungen: von der Missa brevis (nur Kyrie und Gloria) bis hin zur vollständigen Vertonung aller fünf Messeteile Kyrie-Gloria-Credo-Sanctus-Agnus Dei. Die Eucharistiefeier, also das Sanctus und das Agnus Dei, fehlt bei mir ganz. Und auch das 'Credo' reduziere ich auf die für mich zentralen Teile: 'Crucifixus' und 'Et resurrexit'.

Der Erbarmensruf des Kyrie nimmt den breitesten Raum in dieser Messe ein. Der auf sich selbst zurückgeworfene Mensch ist Thema der 'Monodia', fast zehnminütiger nackter Einstimmigkeit. Karg in seiner Klanglichkeit ist auch der 'Contrapunctus I', zwei streng kanonisch geführte Linien, deren Gegenüberstellung auch für den vielleicht tatsächlich unvereinbaren Gegensatz von menschlichem und göttlichen Prinzip steht. Dieser Gegensatz wird auf die Spitze getrieben im Gloria. Die blinde Affirmation des ‚Gloria in excelsis Deo’, die in den Glockeninstrumenten des Schlagzeugs und im Blech hervorbricht, setze ich in scharfen Kontrast zur darauffolgenden Zeile des Messetextes ‚et in terra pax’. Diese in unserer Welt immer uneingelöste Forderung wird durchgehend leise, dadurch vielleicht umso unerbittlicher in den Streichern und einem cantus firmus der Holzbläser formuliert. Das 'Gloria' als Antiphon (Echo-Choral).

Als eine Art Golgotha-Szene, ein Verlöschen ohne Unterteilung oder Satzgliederung ist das 'Crucifixus' gebaut.

Das 'Et resurrexit' löst sich stark von traditionellen Messevertonungen, die die 'Blitzgestalt’ des Engels, den Schreck des Momentes in den Vordergrund stellen. An der Auferstehung, zu der ja untrennbar die Himmelfahrt gehört, interessiert mich vielmehr das Prozesshafte, das allmähliche Hinübergleiten in einen anderen Aggregatzustand. Es ist in meiner Komposition eine Verwandlung, die das Bauprinzip des ganzen Stückes, den Kontrapunkt mehr und mehr aushebelt und auflöst, bis sich ein Klangraum auftut, der keinen Gravitationsgesetzen mehr gehorcht.

Erst die freiwillige Fesselung an archaische Satzformen ermöglichte es mir, eine mir bis dahin fremde Architektur zu gestalten. Auf diese Weise versuche ich, der alten Frage nach dem Anderen, dem Jenseitigen, dem Nicht-Weltlichen einen neuen Klangraum zu bauen.

- Jörg Widmann, im Mai 2005

Orchestral Cast

4 (alle auch Picc.) · 4 (4. auch Engl. Hr.) · 4 (3. auch Bassklar., 4. auch Kb.-Klar.) · 4 (3./4. auch Kfg.) - 4 · 3 (in C, alle auch in hoch B) · 1 Ferntrp. in C (hinter der Bühne) · 4 (3./4. Basspos.) · 1 - P. S. (Glsp. · Crot. · Vibr. · Röhrengl. · 3 Beck. · chin. Beck. · 4 tiefe Buckelgongs · Watergong · 3 Tamt. · 2 sehr h. Tamb. · gr. Tr. · 5 Holzbl. übereinander · 3 Bronzeplatten ) (3 Spieler) - Git. (auch 1 Bandurria, 2 spanische Git. [1 mit scordatura], 1 Stahlsaitengit., 1 Akkordzith.) · 2 Hfn. · Akk. · Konzertflügel (auch Cel.) - Str. (16 · 14 · 12 · 10 · 8)

Content

I Kyrie: Introitus - Monodia (Sequenza ad una voce)
Interludium I
Contrapunctus I (a due voci)
Interludium II
Contrapunctus II (a tre voci) - Interludium III
II Gloria: Antiphon (Echo-Choral)
Contrapunctus III
III Crucifixus
IV Et Resurrexit: Contrapunctus IV
Exodus

More Information

Title:
Messe
für großes Orchester
Edition:
Performance material
Publisher/Label:
Schott Music
Year of composition:
2005
Duration:
45 ′
World Premiere:
June 5, 2005 · München (D)
Gasteig, Philharmonie
Conductor: Christian Thielemann · Münchner Philharmoniker

Commissioned work :
Auftragswerk der Münchner Philharmoniker

Technical Details

Product number:
LS 5003-01
Delivery rights:
Worldwide

Preview/Media Contents

Audio:
Video:

Performances

Set Ascending Direction
  • Messe
    Conductor: Jörg Widmann
    Orchestra: WDR Sinfonieorchester Köln
    September 28, 2019 | Köln (Germany) , Philharmonie
    20.00
  • Messe
    Conductor: Jörg Widmann
    Orchestra: WDR Sinfonieorchester Köln
    September 27, 2019 | Köln (Germany) , Philharmonie
    20.00
  • Messe
    Conductor: Jörg Widmann
    Orchestra: Junge Deutsche Philharmonie
    March 18, 2019 | Berlin (Germany) , Philharmonie
    20:00
  • Messe
    Conductor: Jörg Widmann
    Orchestra: Junge Deutsche Philharmonie
    March 17, 2019 | Köln (Germany) , Philharmonie
    18:00
  • Messe
    Conductor: Jörg Widmann
    Orchestra: Junge Deutsche Philharmonie
    March 15, 2019 | Hamburg (Germany) , Elbphilharmonie
    20:00
  • Set Ascending Direction

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